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Freitag, 1. November 2013

Die digitale (R)evolution? CHE Studie zu Digitalisierung der Hochschule



Lukas Bischof und Thimo von Stuckrad haben vor wenigen Tagen die lang erwartetete CHE-Studie zu den "Chancen und Risiken der Digitalisierung akademischer Lehre" vorgelegt. Sie lassen zwar offen, ob wir eher mit einer digitalen "Evolution oder Revolution" zu rechnen haben. Aber sie zweifeln nicht daran, dass eine weitgehende Digitalisierung und Vernetzung der akademischen Bildung unvermeidbar und notwendig ist, wenn man den aktuellen Herausforderungen des akademischen Bildungssystems gewachsen sein möchte. Darauf stellt auch Jörg Dräger in seinem Vorwort ab: "Vieles deutet aber darauf hin", so Dräger, "dass uns auch in der Bildung ein „digitaler Tsunami“ bevorsteht. Dafür sprechen nicht nur der bei Netzen und Geräten erreichte technologische Fortschritt sowie die entsprechenden Erwartungen der an die Schulen und Hochschulen strömenden „digital natives“. Es geht auch um die Qualität der Lehre: Denn in Zeiten, in denen in Deutschland die Hälfte eines Jahrgangs eine Hochschulzugangsberechtigung erwirbt, tritt auch verstärkt die Unterschiedlichkeit der Lernenden zu Tage. Die traditionelle Hochschullehre schafft es bisher jedoch nicht, mit diesen Differenzen adäquat umzugehen: Die nötige Individualisierung des Lernens mag dem Professor für sein kleines Oberseminar noch gelingen, ist aber für die Masse an Studierenden mit herkömmlichen Methoden nicht mehr zu leisten."

"Massifizierung" einerseits und "Individualisierung" andereseits: Diese Herausforderungen ließen sich nur mit intelligenten digitalen Lehr- und Lernformaten meistern. Beispiele dafür gibt es zuhauf in dieser interessanten und anregenenden Studie, die vor allem auch konkrete Impulse für Hochschulen hierzulande geben möchte. Das Thema MOOCs kommt dabei selbstvertändlich nicht zu kurz und wird vor allen Dingen als Marketing-Chance beschrieben. Aber auch im Blick auf die gesellschaftliche und kulturelle Dimension von Bildung werden hier spannende Potanziale gesehen: "Das Wissen, "so die Autoren, "kehrt mit offenen, digitalen Bildungsangeboten gleichsam in die Gesellschaft zurück, die ihre institutionalisierte Vermittlung zuallererst möglich macht. Im Hinblick auf das öffentliche Teilen von Wissen stellen insbesondere MOOCs eine Möglichkeit für Hochschulen dar, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen."

Die Studie steht hier zum Download.

Freitag, 11. Oktober 2013

Spocs statt Moocs...



Das edX Mitglied HarvardX hat jetzt angekündigt, neben den komplett offenen digitalen Massenkursen auch kleine, sozusagen "private" Kurse anzubieten: eben (S)mall (p)rivate (o)pen (c)ourses. Auch sie sollen kostenlos und frei verfügbar sein. Die beiden wesentlichen Unterschiede sind:

1. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt auf eher wenige hundert statt tausende Teilnehmer. 
2. Es wird einen Bewerbungs/Auswahlprozzess geben, um sicher zu stellen, dass das Leistungsniveau der Teilnehmer ungefähr vergleichbar ist.

Auserdem ermögliche die begrenzte Teilnehmerzahl, wie Prof. Lue von HarvardX anmerkte, auch "much more rigorous assessment and greater validation of identity". Sprich, es werden verbindlichere (Abschluß-)Tests und Zertifizierungen möglich - und damit auch eine Bepreisung der Kurse im Sinne regulärer und anerkannter Qualifizierungsangebote einer renommierten Universität.


Dies bedeute nicht das Ende der Moocs für Harvard, sondern nur die Etablierung eines neuen Formats digitaler Lehre, das - so kann man vermuten - am Ende des Tages auch die Möglichkeit bietet, Erträge zu erwirtschaften. 
Neben Harvard hat sich übrigens auch die University of California, Berkeley - ebenfalls Mitglied im edX Konsortium - dazu entschlossen, künftig Spocs anzubieten. 



Freitag, 13. September 2013

Google und edX machen Crowdsource Education


Das lag ja irgendwie in der Luft: Auf Coursera, iversity und Co dürften schwerere Zeiten zukommen. Laut "Inside Higher Ed" haben edX und Google beschlossen, künftig eine gemeinsame Open Source Lösung für die Entwicklung von Moocs anzubieten. edX, als "Not for Profit" Venture von der Harvard University und dem Massachusetts Institute for Technology gegründet, will gemeinsam mit Google Entwicklern eine "Open edX" Plattform aufbauen und diese bereits Anfang nächsten Jahres launchen. Damit sollen Hochschulen und Universitäten ebenso wie Unternehmen und Einzelpersonen die Möglichkeit erhalten, einfach und schnell offene Kurse zu realisieren und zu vermarkten. Mr Agarwal von eEdX spricht bereits von einer kommenden Plattform für "crowdsource education ... All of us are learners and all of us are teachers. I think this is a way to enable anybody to experiment with courses.”
Allerdings: Google scheint sich nicht ausschließlich mit edX zu verbünden. Auch Udacity listet Google (neben anderen wie z.B. AT&T und Intuit) als Technologie-Partner... 

Mittwoch, 28. August 2013

Fantastic Funding

aus: Economist Jul 20th 2013
EdX, Coursera und Udacity sind derzeit - global gesehen - die drei größten und prominentesten Mooc-Platzhirsche. Wenn es um das Einwerben schwindelerregend hoher Summen von öffentlichen und privaten Förderern geht, spielen sie nahezu in derselben Liga - wobei rein zahlenmäßig Coursera führt. Doch wodurch unterscheiden sie sich? Hier ein paar Facts & Figures:  

EDX:
Hintergrund: EdX ist der einzige Not-For-Profit Player in dem Triumvirat. Sitz des Unternehmens ist Cambridge, Mass. - gegründet wurde es als Joint Venture von MIT and Harvard im Mai 2012
Technologie: Open-Source 
Anzahl der beteiligten Institutionen: 28 (= xConsortium)
Anzahl der Kurse: ca. 60
Registrierte Kurs-Teilnehmer (Juli 2013): Ca 1 Mio
Prominenteste Partnerschaften: Neben MIT und Harvard, Berkeley und Cornell 
Funding: 60 Mio Dollar Startup Funding von Harvard und MIT plus 1 Mio Dollar von der Bill and Melinda Gates Foundation
Wichtigste Nachricht in 2013: EdX verdoppelte die Anzahl der Universitäts-Partner und expandiert international. 

COURSERA:
Hintergrund: Gegründet 2011 (öffentlich April 2012) von zwei Stanford Professoren - inspiriert von der Beobachtung des Mitgründers Andrew Ng, dass seine Kurs-Videos bei YouTube weit mehr Zugriffe hatten als er Studenten.  
Technologie: Proprietäre Plattform 
Anzahl der beteiligten Institutionen: Über 80  
Anzahl der Kurse: Ca. 400
Registrierte Kurs-Teilnehmer (Juli 2013): Über 4 Mio 
Prominenteste Partnerschaften: Yale, Northwestern und Stanford 
Funding: 65 Mio Dollar (im Juli 2013 konnten 43 Mio akquiriert werden (u.a. auch von Laureate, einem globalen Betreiber privater Hochschulen) 
Wichtigste Nachricht in 2013: Der rapide wachsende Kurskatalog und die stark ansteigenden Teilnehmerzahlen ebenso wie die letzte erfolgreiche Funding-Runde. 

UDACITY:
Hintergrund: Gegründet im Februar 2012 - hervorgegangen aus einem Projekt an der Stanford University, in dem die beiden Professoren Sebastian Thrun und Peter Norvig ihre Lehrveranstaltung zur künstlichen Intelligenz als Videoaufzeichnung online gestellt hatten. Die Ressonanz war überwältigend. (Thrun ist der Erfinder von Googles selbstfahrendem Auto und einer der treibenden Kräfte hinter Google Glass.) 
Technologie: Udacity produziert die Kurse in einem eigenen Studio und stellt die Einheiten über einen Contentserver bereit.
Anzahl der beteiligten Institutionen: Die Kurse werden von verschiedenen Professoren aus mindestens fünf beteiligten Universitäten entwickelt - beteiligt sind auch private Partner-Unternehmen wie Google, NVIDIA, Microsoft und Autodesk.
Anzahl der Kurse: Ca. 30
Anzahl der registrierten Teilnehmer: Über 750.000 im vergangenen Jahr, wobei sich die Anzahl der Kurse seitdem versdoppelt hat. 
Prominenteste Partnerschaften: Georgia Tech, San Jose State 
Funding: Stand Ende 2012 hat das Unternehmen 21.1 Mio Dollar akquriert.  
Wichtigste Nachricht in 2013: Die beiden Partnerschaften mit San Jose State, die einen For Credit Kurs anbieten wollte, und Georgia Tech, die sogar einen kompletten Online Master Degree anbieten wird. 

Man muss wohl anerkennen, dass derartige Investments von Stiftungen oder VCs im deutschen und europäischen Hochschulbereich auch in absehbarer Zukunft kaum vorstellbar sind - zumal wenn die Frage des „Economist“ weiterhin so offen ist: 
"Can they find viable businessmodels?"


Dienstag, 23. Juli 2013

Get Lucky 2.0 mit dem Management MOOC

Auch am #Tüttensee hat der #mgmt20 #mooc voll eingeschlagen #chiemgauimpakt
















Ab dem 16.9. werde ich mich MOOC-mäßig in Sachen "Management 2.0" weiterbilden - für knapp 2 Monate. Aber natürlich nur, falls ich nicht vorher aussteige, z.B. weil mich
a) die Inhalte langweilen
b) die anderen Teilnehmer ärgern
c) ich zu wenig Zeit habe
d) das ständige "2.0" nervt...

Wenn aber alles so läuft, wie ich mir das erhoffe und vorstelle, erwartet mich nach der erfolgreich absolvierten Internet-Management-Weiterbildung ein weitaus glücklicherer Management Alltag - meinetwegen auch gerne im Modus "2.0"...






Freitag, 5. Juli 2013

University in der Cloud - trotz Prism und NSA!?

Seit etwa zehn Jahren ist es möglich, IT-Dienstleistungen flexibel nach tatsächlicher Nutzung abzurechnen, ähnlich wie Strom und Wasser. Dabei liegen die Daten in Rechenzentren von Drittanbietern - und die Nutzer greifen via Web-Service darauf  zu. Früher nannte man das „Application Service Providing“ (ASP), heute spricht man von „Software as a Service“ (SaaS) - oder schlicht vom „Cloud Computing“.

Wichtigste und bekannteste Vertreter dieser Technik sind Google, Apple (iCloud) und Salesforce. Google bietet bereits seit längerem Dienste wie E-Mail-Verwaltung, Datei-Ablage und Transfer (Google Drive), Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Web Conferencing (Google Hangout). Salesforce hat sich erfolgreich auf cloudbasierte Unternehmenssoftware spezialisiert und konkurriert mit der SAP. Microsoft bietet mit Office 365 inzwischen eine komplette Cloud-Version seiner bewährten Office-Lösungen an.
In das private Umfeld hat Cloud-Computing heute ebenso massiv Einzug gehalten. Bewußt oder unbewußt nutzen wir alle regelmäßig cloudbasierte Dienste, wenn wir z.B. Fotos bei Flickr oder Facebook einstellen, Musikdienste wie iTunes oder Spotify nutzen oder unsere Dateien bei Dropbox oder Sky Drive ablegen. Wir tun das vor allem aus folgenden Gründen:

1. Wir sparen die Installation (und Lizenzierung) eigener Programme.
2. Wir sparen die Anschaffung und den Betrieb teurer Speicher oder Rechnerleistungen. 
3. Wir können von verschiedenen Endgeräten maximal flexibel auf diese Services und Ressourcen zugreifen – zumindest solange wir hin und wieder Netz-Zugang haben. 
4. Wir brauchen nicht für Updates, Pflege und Wartung zu sorgen und sind bisher naiverweise davon ausgegangen, dass die eigenen Daten in der Regel in der Cloud professioneller geschützt sind, als auf dem Home-Rechner. Das gilt, wie wir dank Snowden wissen, aber allenfalls für die technische Sicherheit.

Kurzum: Cloud Computing ist unkompliziert, bequem und häufig günstiger als die Anschaffung eigener lokaler Lösungen - aber wie immer bei Wolken: Sie werfen auch Schatten...

Wie sieht die Wolkenlage im Education-Bereich aus? Auch hier ist es v.a. Google, das eine führende Rolle einnimmt. Mit dem Chromebook und der Chrombox stattet das Unternehmen inzwischen eine Vielzahl von Schulen in und außerhalb der USA sowie ganze Schulsysteme (z.B. Malaysia) mit günstiger und leistungsfähiger Hard- und Software aus. Diese greift per Web auf alle notwendigen Services zu, wie z.B. Content- und Document-Sharing sowie Dokumenten-Bearbeitung und –Management etc. Gespart werden Investition in eigene IT-Infrastrukturen Administration oder gar Rechenzenten.

Im Hochschulbereich muss man wohl zwischen den Bereichen Forschung, Lehre und Verwealtung unterscheiden. Während in der Forschung bereits seit langem global verteilte Hochleistungsrechner-Cluster beispielsweise zur Berechnung komplexer Simulationen eingesetzt werden, werden in der Lehre erst seit wenigen Jahren auch Dienste, Programme und Inhalte genutzt, die nicht von den eigenen Rechenzentren bereit gestellt werden. Leistungsstarke eLearning-Systeme oder auch lizenzierte eBookressourcen aus Verlagen liegen heute nicht mehr zwingend auf eigenen Servern. Sogar Softwarelösungen, wie z.B. Office 365, werden heute bereits von einzelnen Hochschulen aus der Wolke bezogen und Studierenden und Mitarbeitern zur Verfügung gestellt.

Anders sieht es aus, wenn es um die Verwaltung geht. Besonders dort, wo sensible persönliche Nutzerdaten verarbeitet werden, sind Hochschulen - wir können heute sagen: zurecht - sehr zurückhaltend. Bevor Studierendendaten, Immatrikulationsnummern, Zeugnisinformationen oder Gehaltsdaten in der Cloud verarbeitet werden können, sind hierzulande datenschutzrechtliche Bedingungen für Kontrolle, -Sicherheit, -Archivierung, -Zugriff usw. einzuhalten, die selten den Gesetzen des Landes entsprechen, wo die virtuelle Datenwolke liegt.

Trotz Prism und Datenschutz bin ich allerdings davon überzeugt, dass sich auch die deutschen Hochschulen in Zukunft noch intensiver und umfassender mit cloud-basierten Anwendungen beschäftigen - allerdings werden sie verstärkt auf "eigene" Wolken setzen. Dafür gibt zwei wesentliche Motive: Erstens Kosten und zweitens Service.

Es ist nicht davon auszugehen, dass der Druck, öffentliche Ressourcen möglichst effizient  einzusetzen, geringer werden wird. im Gegenteil. Und dazu gehört nicht zuletzt ein ressourcenschonendes IT- Management. Zugleich werden aber auch die Erwartungen an die Service- und Leistungsqualität der Hochschul-IT weiter zunehmen. Dabei geht es unter anderem um eine flexible und dynamische Bereitstellung und Synchronisierung von Services und Inhalten auf beliebige Endgeräte mit hochflexiblen Zugriffsmöglichkeiten, so wie das Studierende und Lehrende in ihrer privaten Mediennutzung längst schätzen gelernt haben.

In einer immer stärker wettbewerbsorientierten Hochschulwelt ist das kein Nebenschauplatz. Geht man davon aus, dass virtuelle Lernangebote (z.B. Videolectures, Open Educational Ressources, MOOCs etc.) auf immer mehr Nachfrage bei Studierenden und Lehrenden stoßen, dann stellt sich natürlich die Frage, wie solche Angebote in der gewohnten Qualität und Verfügbarkeit, sagen wir für 5.000 oder 50.000 MOOC-Teilnehmer bereit gestellt werden - und darüber hinaus mit den üblichen Verwaltungs-Prozessen einer Hochschule  verzahnt werden können. Da gehen die lokalen Content-Server der Hochschul-Rechenzentren schnell mal in die Knie.

Ob man in ein oder zwei Jahren noch von MOOCs sprechen wird, kann man heute nicht sagen, sicher ist nur, dass virtuelle und soziale Lehr- und Lernformen die Zukunft der Hochschulen bestimmen werden. Dies ist völlig undenkbar ohne Cloud-Technologien. Ob es dazu aber Google und Konsorten braucht, steht auf einem anderen Blatt. 

Donnerstag, 4. Juli 2013

Wer wird zum A&F der Higher Education?

Wer schon mal bei Abercrombie & Fitch (A&F) in Hamburg (oder anderswo) einkaufen war, weiß was Mode-Shopping in Zeiten von Amazon und Zalando heute auch sein kann: Nämlich ein maximal gesteigertes, äthetisches und sinnliches Waren-Erlebnis. Hier geht es nicht um Preisvergleich und schon gar nicht um Schnäppchen. Man könnte fast vermuten: Es geht nicht einmal um schnödes Verkaufen oder Kaufen. Vielmehr dreht sich hier alles um Sound und Duft, Körper und Schönheit, Impression und Style. Man muss das nicht mögen, aber es ist in jedem Fall die konsequenteste Umsetzung von Event-Shopping, die ich kenne. A&F steht natürlich längst nicht alleine mit diesem Konzept, die Apple-Store-Tempel sind nicht weit weg davon - und die traditionsreiche Lebensmittelabteilung im KaDeWe ist in der Hinsicht fast schon legendär. Was hat das mit Education zu tun?
Ein Bekannter von einer renommierten Privat-Uni erzählte mir kürzlich augenzwinkernd, dass er sich in dem Bemühen, den Studierenden einen möglichst angenehmen Aufenthalt auf dem Campus zu bescheren, manchmal fast ein bisschen wie ein Edel-Gastronom vorkomme: Sozusagen Wohlfühl-Learning-Lounges anstatt Seminarraum. Genau darin sieht er einen entscheidenden Unterschied zu anderen Higher-Education-Anbietern, zumal zu denen aus dem öffentlichen Bereich. Klar, die Qualität muss am Ende in beiden Welten  stimmen. Aber akademische Bildung quasi "sinnlich", umfassend erlebbar zu machen, und sich dadurch im Markt zu positionieren, das scheint mir schon ein funktionierendes Wettbewerbs-Konzept zu sein.
Möglicherweise lässt sich dieses Konzept auch auf die Online-Welt übertragen: Gut gemachte MOOCs funktionieren nicht zuletzt deshalb besser, weil ihre Erlebnis-Qualität einfach höher ist, als manche Präsenzveranstaltung...

we'll enter a new world?!

Andre Dua von McKinsey schrieb kürzlich, dass die Kernfrage sei, "how quickly these MOOCs will offer not just a breakthrough mode of learning for the enterprising and the curious but also bona fide credentials that students seek because employers value them.(...) Once a sufficient infrastructure of credible exams and assessments around MOOCs is in place—and edX and Udacity students start taking proctored exams at hundreds of regional test centers—we’ll enter a new world." 

Tatsächlich finde ich die Vorstellung, dass man sich die erfolgreiche Teilnahme an MOOCs sozusagen "offiziell" - von einer dafür legitmierten und anerkannten Institution - zertifizieren lassen könnte, auch ziemlich spannend. Man denke nur an die Vielen mit halb- oder dreiviertelfertigen Studienabschlüssen und natürlich an den gesamten Bereich der beruflichen Weiterbuildung. Ich bin mir deswegen sicher, dass es in absehbarer Zeit Angebote und anerkannte Verfahren für die Zertifizierung geben wird. Ob allerdings, wie Andre Dua vermutet, die Welt genau darauf gewartet hat, wage ich zu bezweifeln. Abschlüsse sind das eine, Interesse und Neugierde das andere. Die aktuellen Nutzerstatistiken der großen MOOCs zeigen jedenfalls immer wieder, dass zwischen 70% und 80% aller Teilnehmer "intrinsisch" motiviert sind, also aus reinem Interesse an bestimmten Themen oder Professoren dabei sind. Ob es dafür dann auch eine "verwertbare" Urkunde gibt, scheint für die Mehrzahl der Teilnehmer - jedenfalls derzeit - nicht soo relevant zu sein.  

Freitag, 28. Juni 2013

MOOCs = User Generated Education

Auf einer Tagung von eTeaching.org in Tübingen ging es kürzlich u.a. um zwei Fragen:
Erstens: Wie sind MOOCs aus Sicht der eLearning Experten eigentlich zu beurteilen: Als nächste eLearning Entwicklungsstufe, als alter Wein in neuen Schläuchen, als Medieneffekt?
Zweitens um die Frage, weshalb das Phänomen MOOC von der eLearning Community häufig so eigentümlich  kritisch bis naserümpfend betrachtet wird, ja z.T. sogar einfach als "The next big Hype" nach Second Life usw. abgetan wird?

Aus meiner Sicht gibt es dafür einen wesentlichen Grund: MOOCs sind keine - irgendwie besonders populäre - Variante des eLearnings sonden vielmehr eine nächste Entwicklungsstufe von Social Media und Web 2.0. Nach dem Handel, nach der Unterhaltungsindustrie und nach den Verlagen ist jetzt sozusagen der Bildungsbereich dran: Die User übernehmen das Ruder. Sie machen wenn man so will das Studium selber. Und sie brauchen dazu - zugespitzt formuliert - keine Universitäten und Institutionen mehr, es genügt der Internet-Zugang. In anderen Worten: Es geht um User Generated Education. Die wichtgsten Player (und Treiber) sind einerseits ambitionierte Lehrende und Profs, wie z.B. Salman Kahn  oder Sebastian Thrun und andererseits "The Crowd": Hundertausende Studenten und andere Bildungsinteressierte, die sich - überwiegend aus rein intrinischem Interesse - einfach anmelden un
d dann schauen, wie weit die Lern-Lust trägt - egal ob ihnen das von einem "befugten" Lehrer oder Professor geraten wurde oder nicht. Auch wenn die Analogie nicht 100% stimmt: So wie Amazon die Welt des Handels, Facebook die der sozialen Beziehungen, so wie iTunes die Unterhaltungsindustrie, Twitter den Journalismus und Wikipedia die Fachverlage ins Internet übersetzt haben, so machen es nun coursera, udacity, edX und andere für die (Higher) Education. Ist das eLearning? Wen kümmerts! Ist das didaktisch gut? Egal, Hauptsache es funktioniert irgendwie. Ist das ein Hype (soll heißen: Werden wir mal wieder von Medien und vermeintlichen US-amerikanischen Menschheitsbeglückern verarscht)? Und wenn schon - auch der Hype schafft Realität.

Zugegeben: Social Media in der heutigen Form gäbe es nicht ohne den massiven Kapitaleinsatz überwiegend amerikanischer VCs, die einzelnen Unternehmern und Unternehmen geradezu traumhafte Entwicklungen beschert haben. Ob - und welche - social education ventures zum "Amazon" der Higher Education werden, kann derzeit niemand sagen. Sicher ist nur, dass social education genauso wenig wieder verschwinden wird wie social networking oder Online-Handel. (Was selbstverständlich nicht den Anfang von Ende der Universitäten bedeutet).