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Freitag, 5. Juli 2013

University in der Cloud - trotz Prism und NSA!?

Seit etwa zehn Jahren ist es möglich, IT-Dienstleistungen flexibel nach tatsächlicher Nutzung abzurechnen, ähnlich wie Strom und Wasser. Dabei liegen die Daten in Rechenzentren von Drittanbietern - und die Nutzer greifen via Web-Service darauf  zu. Früher nannte man das „Application Service Providing“ (ASP), heute spricht man von „Software as a Service“ (SaaS) - oder schlicht vom „Cloud Computing“.

Wichtigste und bekannteste Vertreter dieser Technik sind Google, Apple (iCloud) und Salesforce. Google bietet bereits seit längerem Dienste wie E-Mail-Verwaltung, Datei-Ablage und Transfer (Google Drive), Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Web Conferencing (Google Hangout). Salesforce hat sich erfolgreich auf cloudbasierte Unternehmenssoftware spezialisiert und konkurriert mit der SAP. Microsoft bietet mit Office 365 inzwischen eine komplette Cloud-Version seiner bewährten Office-Lösungen an.
In das private Umfeld hat Cloud-Computing heute ebenso massiv Einzug gehalten. Bewußt oder unbewußt nutzen wir alle regelmäßig cloudbasierte Dienste, wenn wir z.B. Fotos bei Flickr oder Facebook einstellen, Musikdienste wie iTunes oder Spotify nutzen oder unsere Dateien bei Dropbox oder Sky Drive ablegen. Wir tun das vor allem aus folgenden Gründen:

1. Wir sparen die Installation (und Lizenzierung) eigener Programme.
2. Wir sparen die Anschaffung und den Betrieb teurer Speicher oder Rechnerleistungen. 
3. Wir können von verschiedenen Endgeräten maximal flexibel auf diese Services und Ressourcen zugreifen – zumindest solange wir hin und wieder Netz-Zugang haben. 
4. Wir brauchen nicht für Updates, Pflege und Wartung zu sorgen und sind bisher naiverweise davon ausgegangen, dass die eigenen Daten in der Regel in der Cloud professioneller geschützt sind, als auf dem Home-Rechner. Das gilt, wie wir dank Snowden wissen, aber allenfalls für die technische Sicherheit.

Kurzum: Cloud Computing ist unkompliziert, bequem und häufig günstiger als die Anschaffung eigener lokaler Lösungen - aber wie immer bei Wolken: Sie werfen auch Schatten...

Wie sieht die Wolkenlage im Education-Bereich aus? Auch hier ist es v.a. Google, das eine führende Rolle einnimmt. Mit dem Chromebook und der Chrombox stattet das Unternehmen inzwischen eine Vielzahl von Schulen in und außerhalb der USA sowie ganze Schulsysteme (z.B. Malaysia) mit günstiger und leistungsfähiger Hard- und Software aus. Diese greift per Web auf alle notwendigen Services zu, wie z.B. Content- und Document-Sharing sowie Dokumenten-Bearbeitung und –Management etc. Gespart werden Investition in eigene IT-Infrastrukturen Administration oder gar Rechenzenten.

Im Hochschulbereich muss man wohl zwischen den Bereichen Forschung, Lehre und Verwealtung unterscheiden. Während in der Forschung bereits seit langem global verteilte Hochleistungsrechner-Cluster beispielsweise zur Berechnung komplexer Simulationen eingesetzt werden, werden in der Lehre erst seit wenigen Jahren auch Dienste, Programme und Inhalte genutzt, die nicht von den eigenen Rechenzentren bereit gestellt werden. Leistungsstarke eLearning-Systeme oder auch lizenzierte eBookressourcen aus Verlagen liegen heute nicht mehr zwingend auf eigenen Servern. Sogar Softwarelösungen, wie z.B. Office 365, werden heute bereits von einzelnen Hochschulen aus der Wolke bezogen und Studierenden und Mitarbeitern zur Verfügung gestellt.

Anders sieht es aus, wenn es um die Verwaltung geht. Besonders dort, wo sensible persönliche Nutzerdaten verarbeitet werden, sind Hochschulen - wir können heute sagen: zurecht - sehr zurückhaltend. Bevor Studierendendaten, Immatrikulationsnummern, Zeugnisinformationen oder Gehaltsdaten in der Cloud verarbeitet werden können, sind hierzulande datenschutzrechtliche Bedingungen für Kontrolle, -Sicherheit, -Archivierung, -Zugriff usw. einzuhalten, die selten den Gesetzen des Landes entsprechen, wo die virtuelle Datenwolke liegt.

Trotz Prism und Datenschutz bin ich allerdings davon überzeugt, dass sich auch die deutschen Hochschulen in Zukunft noch intensiver und umfassender mit cloud-basierten Anwendungen beschäftigen - allerdings werden sie verstärkt auf "eigene" Wolken setzen. Dafür gibt zwei wesentliche Motive: Erstens Kosten und zweitens Service.

Es ist nicht davon auszugehen, dass der Druck, öffentliche Ressourcen möglichst effizient  einzusetzen, geringer werden wird. im Gegenteil. Und dazu gehört nicht zuletzt ein ressourcenschonendes IT- Management. Zugleich werden aber auch die Erwartungen an die Service- und Leistungsqualität der Hochschul-IT weiter zunehmen. Dabei geht es unter anderem um eine flexible und dynamische Bereitstellung und Synchronisierung von Services und Inhalten auf beliebige Endgeräte mit hochflexiblen Zugriffsmöglichkeiten, so wie das Studierende und Lehrende in ihrer privaten Mediennutzung längst schätzen gelernt haben.

In einer immer stärker wettbewerbsorientierten Hochschulwelt ist das kein Nebenschauplatz. Geht man davon aus, dass virtuelle Lernangebote (z.B. Videolectures, Open Educational Ressources, MOOCs etc.) auf immer mehr Nachfrage bei Studierenden und Lehrenden stoßen, dann stellt sich natürlich die Frage, wie solche Angebote in der gewohnten Qualität und Verfügbarkeit, sagen wir für 5.000 oder 50.000 MOOC-Teilnehmer bereit gestellt werden - und darüber hinaus mit den üblichen Verwaltungs-Prozessen einer Hochschule  verzahnt werden können. Da gehen die lokalen Content-Server der Hochschul-Rechenzentren schnell mal in die Knie.

Ob man in ein oder zwei Jahren noch von MOOCs sprechen wird, kann man heute nicht sagen, sicher ist nur, dass virtuelle und soziale Lehr- und Lernformen die Zukunft der Hochschulen bestimmen werden. Dies ist völlig undenkbar ohne Cloud-Technologien. Ob es dazu aber Google und Konsorten braucht, steht auf einem anderen Blatt. 

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